Beschreibung
Schon als Kind war ich viel in Wald und Flur unterwegs. Groß geworden auf
einem Bauernhof in einem kleinen Dorf im Westerwald, ging dieser fast nahtlos
in die umgebende Landschaft über. Unser Spielplatz war endlos. Nicht so behütet wie die Kinder heute, konnten wir viele ungestörte Stunden im Wald oder am Bach verbringen. Der Wald war mein Zuhause, die Bäume meine Freunde. Ich verspürte auch nie Angst, wenn ich alleine im Wald umherstrolchte, im Gegenteil, ich genoss das Gefühl von Freiheit. Auch später in jungen Jahren ging ich oft in den Wald, machte mit dem
Hund einen Spaziergang durchs Feld, besonders wenn es mir einmal nicht so gut ging.
Die Natur war mir immer ein Trost, ein Platz an dem ich meine Sorgen loswerden konnte, wieder einen klaren Kopf bekam.
Als ich dann aus beruflichen Gründen mein Heimatdorf verlassen musste, traten der Wald und diese Spaziergänge etwas in den Hintergrund. Die Verbindung zur Natur blieb zwar schon durch meinen Beruf erhalten – ich wurde Gärtnerin – doch es war erst einmal eine ganz andere Richtung. Durch meine Berufsausbildung, mein Studium zog ich in größere Orte, in die Nähe von Städten, die Natur war dort nicht mehr so präsent. Jedenfalls nicht so deutlich, wie ich es von meiner Kindheit her kannte. Ich konnte nicht gleich hinter dem Gartentor in die Landschaft verschwinden.Wie sehr mir das all die Jahre gefehlt hatte, bemerkte ich erst, als es mich durch einen glücklichen Zufall wieder in einen kleinen Weiler im Bayerischen Wald verschlagen hat. Dort lebe ich heute auf einer der ersten Hügelketten in einer einzigartigen Landschaft. Wald und Flur sind wieder ständige Begleiter und ich tauche immer mehr ein in das Wunder Natur.
In dieser doch relativ ursprünglichen Landschaft entdeckte ich Pflanzen, die an anderen Stellen schon längst verschwunden sind und die ich oft nur noch aus meinem Garten kannte. Ich fand herrliche Stellen im Wald, gewaltige Bäume unter denen man Kraft und Ruhe finden kann, bezaubernde Aussichten, die einen die Probleme und Sorgen des Alltags vergessen lassen. Sonnenuntergänge an der Donau oder über den Nebelwolken des Gäubodens faszinierten mich. Wenn ich mit meinem Fotoapparat und meinem Hund draußen unterwegs war, vergaß ich alles andere, waren die Turbulenzen der Welt weit entfernt. Ich erlebte unvergessliche Stunden, völlig eins mit mir und meiner Umgebung. Und doch spürte ich die Antworten auf meine Fragen und Probleme, waren mir Lösungen nie so nah, wie hier draußen unter freiem Himmel. Ich entdeckte die Schönheit dieses Fleckchens Erde, der Natur, die uns umgibt, auf eine neue Weise. Der Fotoapparat war meine Brille, das Gerät, welches mir zu einer besseren Sicht verhalf. Ich fand kleine Pflanzen, perfekte Schönheiten am Wegessrand, an denen man in der Regel achtlos vorüber geht, die gewöhnlich nicht ins Auge fallen. Die mir aber ein ganz neues Wesen offenbarten. Und noch etwas anderes änderte sich. Durch die Nähe zur Natur lebte ich wieder viel mehr mit den Jahreszeiten, tauchte ein in ihre Kraft. Hier oben im Bayerischen Wald, da gibt es noch richtige Winter mit Schnee. Da wird man praktisch zur Ruhe gezwungen, ob man will oder nicht. Man passt sich dem Rhythmus der Natur an. Die alten Kräuterfrauen, die Heilkundigen längst vergangener Tage, unsere Vorfahren die Kelten lebten alle so. Wir haben es sozusagen im Blut, wohl aber vergessen und finden nun zu unseren Wurzeln zurück. Wurzeln, die uns stärken, die uns Kraft geben, die Stürme des Lebens mit Leichtigkeit zu überstehen und mit Freude und Dankbarkeit, dem Leben zu begegnen.